Der Illusionist
Im Film spielte Prag die Rolle Wiens. Die Illusion war perfekt. Der Historienstreifen mit Edward Norton in der Hauptrolle enthüllt eine shakespearmäßige Schicksalsgeschichte mit leidgeprüfter Liebe und einer ziemlich düsteren Vision der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Zwischen Rauch und Spiegeln erscheint vor dem Zuschauer eine fiktive Geschichte über einen Zauberer und seine Muse, und mit ihm eine etwas verzerrte Version des sterbenden Habsburger-Imperiums. Der Film erzeugt eine perfekte Illusion mit einer attraktiven Pointe. Obwohl er keine genaue Lektion aus dem Geschichtsunterricht darstellt, lassen wir uns gern verzaubern.
Der aufsteigende Zauberkünstlerstar Eisenheim trifft nach Jahren seine Kindheitsliebe wieder. Sofie ist aber mit dem aufbrausenden Thronfolger der Habsburger verlobt. Eisenheim ist jedoch nicht bereit, seine Geliebte wieder zu verlieren, und so entschließen sich die beiden zu fliehen. Aber kann man überhaupt vor dem künftigen Oberhaupt eines Staates fliehen, in dem die Polizei ihre Augen und Ohren überall hat? Wie groß muss das Segel sein, unter dem sich der größte Verschwindetrick des Illusionisten verstecken kann?
Das Bild Wiens im 19.Jahrhundert ist perfekt, obwohl die Außen- wie Innenaufnahmen in Tschechien gedreht wurden. Seine Zaubertricks führt der Illusionist Eisenheim im Oskar-Nedbal-Theater (Divadlo Oskara Nedbala) in Tábor oder im Prager Theater Vinohrady vor. Zum Frühstück mit seinem Manager geht er ins Restaurant Café Imperial. Auch spielten der Hauptbahnhof, die Straße Prvního pluku unter dem Negrelli-Viadukt oder das Nationalwirtschaftliche Institut der tschechischen Akademie der Wissenschaften im Film mit. Den Eingang in die Hofburg stellte sogar eines der Tore der Prager Burg dar.
Die computergestützte Postproduktion für den Film erstellte das tschechische Studio UPP. Hauptauufgabe war es, digitale Tricks zu schaffen, die nicht künstlich wirken, sondern eher wie das Ergebnis echter Zaubertricks. Visuell war es notwendig, die moderne Bildtechnologie mit einer historisch wirkenden Farbskala zu verbinden, die der Regisseur durch Verwendung der Technologie „Autochrom“ erzielte. Diese hat man praktisch gegen Ende der Stummfilmzeit aufgehört zu verwenden.
Durch das Zusammenspiel der lokalen Architektur und der sensiblen Arbeit mit zeitgenössischer Ästhetik versetzen sich die Zuschauer leicht ins 19.Jahrhundert und verfallen dem Zauber der historischen Geschichte und der Hauptfigur mit dem Gesicht Edward Nortons. Was ist schon dabei, dass das alles ein bisschen Lüge ist... Auch in einem großen Trick kann sich ein wahrer Kern verbergen.