Liebe nach Fahrplan
„Leben heißt, umwerfenden Schönheiten treu zu sein, manchmal auch um den Preis des eigenen Lebens.“
Liebe nach Fahrplan
Im Film Liebe nach Fahrplan findet jeder etwas für sich. Sind Sie verrückt nach Zügen? Fast der ganze Film spielt sich auf der Bahnhofsstation ab. Mögen Sie Geschichte? Die Handlung basiert auf einem wahren Ereignis – dem Kampf der Partisanen gegen die Faschisten während der deutschen Besatzung. Gefällt Ihnen Hrabals feine Art von Humor mit ein bisschen bitterem Beigeschmack? Dann werden Sie diesen Film genießen.
Die Eisenbahn ist eine Liebe fürs ganze Leben. Entweder sie packt einen und lässt nie mehr locker oder sie ist einem egal. Eisenbahn bedeutet Strecke. Zwei Gleise von Punkt A zu ungezählten anderen Punkten. Die Perspektive der auf einen Punkt zielenden Gleise dient als Metapher für das Schicksal des Protagonisten. Eisenbahner ist Berufung und Leidenschaft zugleich. Ein Beruf, der das Leben verändert, wie bei Miloš Hrma. Liebe nach Fahrplan handelt vom Wandel eines Jungen in einen Mann, der sich entscheidet, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen und sich aktiv am Geschehen zu beteiligen. Und ein wenig von den Menschen um ihn herum – von unterschiedlichsten Charakteren. In Grenzsituationen zeigt sich nämlich der Charakter in weitaus deutlicherem Licht.
Die Landschaft hinter dem Fenster ist ein Film für sich und das Fenster die Linse eines Objektivs, durch den man ihn sehen kann. Regentropfen geben dem Bild impressionistische Züge. An Sonnentagen verschärft das Glas die Konturen und lässt den Inhalt verschwimmen. Manchmal wird das Fenster zu einem Spiegel und man sieht sich darin. Der Zuschauer sitzt auf seinem Platz im Zug, währenddessen die Szenerie draußen wie Bilder auf einer Kinoleinwand vorbeiziehen. Tunnel und Bahnstationen übernehmen die Rolle des Filmschnitts. Durchhängende Stromleitungen an den Masten entlang der Bahntrasse erschaffen die Illusion beweglicher Bögen und stehen für Trick- und experimentelle Filme.
Die Szene, in denen der Fahrdienstleiter Hubička den Allerwertesten von Zdenička stempelt, gehört zu den bekanntesten Szenen in der tschechischen Kinematografie. Wussten Sie, dass die stempelnde Hand nicht dem Darsteller des Fahrdienstleiters Hubička Josef Sommer gehört, sondern dem Regisseur des Films Jiří Menzel? Zumindest munkelt man unter Filmfreaks darüber. Die Poesie dieses Filmes wurde auch von der amerikanischen Filmkunst-Akademie gewürdigt, als sie ihm Ende der sechziger Jahre einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film verlieh. Dabei hatte paradoxerweise zuvor niemand Interesse an diesem Filmstoff, die Regisseure Juraj Herz und Evald Schorm lehnten ihn ab.