Das Massaker von Lidice
„Meinen Sie wirklich, dass Sie die Drehorte aus dem Film „Das Massaker von Lidice“ kennen?“
Das Massaker von Lidice
Das Dorf Lidice liegt in Mittelböhmen unweit von Kladno. Auf Karten aus dem Jahr 1942 würde man es ein paar hundert Meter weiter suchen. In jenem Jahr wurde es nämlich komplett vernichtet. Es war das erste von der Hitler-Armee verübte Massaker, zu dem sich diese bekannte. Wieder aufgebaut wurde das Dorf erst nach dem Krieg. Ein solides Thema für Hollywood-Drehbuchautoren, für ein neues Kriegsdrama? Keineswegs. Sondern entsetzliche Realität.
Auch im Zweiten Weltkrieg leben die Menschen hier ihr normales Leben, voller Freud und Leid, und bemühen sich, den Krieg irgendwie zu überstehen, jeder wie er am besten kann. Sie arbeiten, haben Familien, kümmern sich um ihre Kinder – aber es gibt auch Schattenseiten. Manche Männer sind dem Alkohol zugetan und betrügen ihre Ehefrauen; ja es kommt sogar zu einem Mord am eigenen Sohn. Danach geschieht die unbeschreibliche Tragödie, die alle Grundwerte der Menschlichkeit leugnet und ein starkes Echo auf der ganzen Welt hervorruft. Bis heute findet man in vielen Ländern Orte, die seitdem den Namen Lidice tragen. In den USA, in Brasilien, Panama, Mexiko – überall dort drückten Menschen so ihren Protest gegen das aus, was damals im tschechischen Lidice geschehen war.
Mit jedem Kilometer, den Sie sich Lidice nähern, kommen Sie dem Andenken an all diese Menschen näher: an die 173 Männer im Alter von über 15 Jahren, die an diesem Ort hingerichtet wurden; an die Frauen, die in Konzentrationslager verschleppt wurden; an die Kinder, die man in deutsche Familien gab oder die anderen, die vergast wurden. Das ganze Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht.
„Das Massaker von Lidice“ ist kein klassischer Dokumentarfilm, der die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges beschreibt; erzählt werden hier Geschichten gewöhnlicher Menschen, die an diesem Ort lebten. Einen gewollten Zusammenhang zwischen dem Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Heydrich und dem Massaker von Lidice herzustellen – es reichte ein bloßer Liebesbrief eines Dorfbewohners – war nicht allzu schwer für den nächsten Kandidaten auf den Posten des Reichsprotektors, der damit eine grausame Kette von Ereignissen in Gang setzte.
Der verzweifelte, verbitterte Mann, der durch einen unglücklichen Zufall seinen eigenen Sohn getötet hatte, sehnte sich wahrscheinlich danach, für seine Tat an die Wand gestellt und erschossen zu werden, statt weiter eine solche Last zu tragen. Dieses Schicksal traf jedoch all die Menschen, bei denen er so gern Vergebung gefunden hätte. Sie jedenfalls sollten einen Besuch dieser Orte nicht auslassen. Gedenken Sie ihrer an diesem Ort, wo jetzt nur noch ein Denkmal für die ermordeten Opfer steht, einem Ort voller Stille ...