Kolya

„Du sollst zur Tante gehen, da. Gleich als sie ein bisschen gesund wird, packe ich deinen Tschemodan und da gehst du.“

Kolya

Der mit Oscar belohnte Film Kolya (Kolja) entstand aus der Zusammenarbeit des Familientandems Svěrák. Der Sohn Jan zeigte, wie er eine Geschichte, die sein Vater Zdeněk erzählt, auf die Leinwand überführen kann. Die vollkommene schöpferische Symbiose macht Kolya zu einem der erfolgreichsten tschechischen Filme aller Zeiten.

Die Geschichte über schrittweise Annäherung des alternden Cellisten František, der vom Leben nicht mehr etwas Besonderes erwartet, und des kleinen Jungen Kolya, um den er sich nach fingierter Hochzeit kümmert, muss ja nicht vorgestellt werden. Die stärkste Seite des Films ist die unverwechselbare Poetik der Svěrák Familie. Die milde Retrogeschichte vor dem Fall des Kommunismus bringt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Humor, Übertreibung und Sentiment und Melodrama.

Einen nicht kleinen Anteil an der eindrucksvollen Seite der Geschichte haben neben den Hauptfiguren auch die Filmlokationen, wo Kolya gedreht wurde. Es ist eigentlich eine „Rundfahrt” durch Tschechien. Nehmen Sie zum Beispiel jemanden am Fußgängerüberweg an der Hand und gehen Sie mit ihm durch die halbe Stadt, die U-Bahn-Stationen und zum Aussichtsort in Petřín. Vielleicht kommen Sie bis zu dem Friedhof in Vinohrady, wo die erste Filmklappe genau am 21. August 1995 fiel. Die Dachwohnung Herrn Louka in der Straße Lázeňská 9 auf der Kleinseite werden Sie jedoch nicht finden – sie entstand im Filmstudio.

Mit dem Kolya kann man nicht nur die unschuldige Kindheit und das schrittweise Reifen miterleben, sondern auch einen Teil der tschechischen Geschichte, und sich an das Aussehen der Hauptstadt vor der November-Revolution erinnern. Das Jahr 1989 ist vielleicht Vergangenheit, die fern zu sein scheint. An den Orten, wo der Film gedreht wurde, werden Sie jedoch sehen, dass sie immer noch näher ist, als man es erwarten könnte. Besuchen Sie den Wenzelsplatz (Václavské náměstí) und klingeln Sie mit Schlüsseln – mal sehen, ob jemand mitmacht.

Wenn ja, nehmen Sie ihn mit und fahren Sie zusammen im Auto in den Böhmerwald. Am Fluss Otter (Vydra), wohin die Otter angeblich schon wieder zurückkehren, können Sie über die Zeit und Vergänglichkeit oder über Sauerregen grübeln. Auf der Promenade in Franzensbad (Františkovy lázně) können Sie sich an den kleinen Musiker erinnern, der den Erwachsenen nachahmt. Und dann beginnen Sie, ihre privaten Sorgen und Freuden mit dem neuen Freund aus dem Fußgängerüberweg oder aus dem Wenzelsplatz mitzuteilen. Genau das erzählt der Film des Vaters und Sohns Svěrák. Jeder hat es erlebt, vom Leben etwas bekommen zu haben und etwas genommen zu haben. Und man muss damit umgehen. Der Film Kolya ist auch nicht schwarzweiß, genauso wie die Wirklichkeit auch nicht schwarzweiß ist.

 
Regie Jan Svěrák
Schauspieler Zdeněk Svěrák, Stella Zázvorková, Andrej Chalimon, Liliana Malkina, Libuše Šafránková, Ondřej Vetchý
Herkunftsland des Films Tschechisch, Vereinigte Königreich, Frankreich
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